Die Evangelische Stadtkirche in Gronau/Westf.

Die Evangelische Stadtkirche Gronau ist der Mittelpunkt der Evangelischen Kirchengemeinde in Gronau. Seit ihrer Einweihung am 1. April 1897 bis in die heutige Zeit dient sie den evangelischen Christen als zentraler Ort des gottesdienstlichen Lebens. Mit ihren circa 1300 Sitzplätzen gehört sie zu den größten evangelischen Gotteshäusern des Münsterlandes und ist ein markanter Blickpunkt im Stadtbild Gronaus.

Geschichte
Die für die  Region des Münsterlandes ungewöhnliche Größe einer evangelischen Kirche erklärt sich auch durch die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde. Anders als sein ummittelbares katholisches Umfeld, wurde das „Haus Gronau“, eigentlich gräflicher Witwensitz, durch die Grafen von Bentheim, Tecklenburg und Rheda-
Wiedenbrück schon 1544 lutherisch, 1588 dann calvinistisch. (Diese historische Verbindung besteht im übrigen immer noch: auch heute ist der Fürst von Bentheim-Tecklenburg Patron der Evangelische Kirchengemeinde Gronau.) Die Ende des 17.Jahrhunderts stillgelegte Schlosskapelle wurde durch die 1738 eingeweihte „Alte Kirche“ am Schlossplatz ersetzt. 233 Jahre lang diente sie der Gemeinde als Gottesdienststätte. Durch den industriellen Aufschwung der „kleinen Freiheit Gronau“ im 19. Jahrhundert und die Entwicklung zur Industriestadt kamen auch viele Arbeiter protestantischen Glaubens nach Gronau. Sie fanden in der Alten Kirche schnell keinen Platz mehr. Weite Teile der neuen Bürger drohten dem kirchlichen Leben verloren zu gehen. Pfarrer Friedrich Heinrich Wilhelm Döhrmann erkannte die Zeichen der Zeit und erreichte, dass der Gedanke zum Bau einer neuen Kirche vorangetrieben wurde. Zur Realisierung des Projekts trug in finanzieller Hinsicht nicht unwesentlich die Familie van Delden bei.

Der Kirchenbau
Die Evangelische Stadtkirche ist als reformierte Predigtkirche gebaut worden und baulich der Neugotik zugehörig. Diese Stilrichtung versammelt Stilelemente verschiedener Epochen. So sind die Strebefeilerformen, Fenster und das große Rosenfenster im Altarraum im Stil der französischen Frühgotik gehalten, während die Dachkonstruktion auf den Typ einer hessischen Hallenkirche verweist. Der Kirchturm mit Uhrenhäuschen zitiert die norddeutsche Backsteingotik. Das große, klar strukturierte Kirchenschiff erlaubt von überall her eine sehr gute Seh- und Hörmöglichkeit. Die Einheitlichkeit der Sitzplätze spiegelt ein egalitäres Gemeindeverständnis. Die hölzerne Decke und braun-rötliche Holzausstattung der Kirche mit ihren drei Emporen und den feinen farbigen Ornamenten geben der Kirche eine überaus angenehme und warme Atmosphäre.

Die Evangelische Stadtkirche beherbergt wertvolle historische Stücke, wie etwa die von 1477 und eine Chorbank, die noch historische Holzteile mit alten Holzschnitzereien der Schlosskapelle aufnimmt.

Der ursprünglich reformierte Charakter der Kirche ist heute in vielfältiger Weise aufgebrochen. Das hängt auch mit der Zuwanderungsgeschichte Gronaus zusammen. Denn im Laufe des 20. Jahrhunderts, besonders aber nach dem 2. Weltkrieg, kamen viele evangelische Christen lutherischer Prägung nach Gronau. Die Gemeinde griff in Teilen diese Traditionen auf, so dass heute die Evangelische Kirchengemeinde Gronau ein uniertes Gepräge hat.
Dies spiegelt sich auch in der Ev. Stadtkirche. So finden wir heute in den Kirchenfenstern  bildliche Darstellungen des letzen Abendmahls und Motive der Offenbarung des Johannes. Sie wurden erst 1948 eingebaut. Auch steht heute ein Kreuz im Kirchenschiff, gestiftet von Altküster Heinrich Ferlemann zu seiner Verabschiedung.  Genauso selbstverständlich sind heute Kerzen auf dem Abendmahlstisch und Paramente in den jeweiligen liturgischen Farben des Kirchenjahres.